Grüne Materialien & Innovationen
7. Juli 2017REVIEW ECO DESIGN FORUM CGN
9. August 2017Regelmäßig überzieht Deutschland sein Konto beim Verbrauch natürlicher Rohstoffe. Der sogenannte „Erdüberlastungstag“ markiert den Zeitpunkt, ab dem die erneuerbaren Ressourcen wie Wasser, Brennmaterial, Bauholz und Getreide für das jeweilige Jahr aufgebraucht sind. Ab da geht es an die Reserven der Erde. Die Folge: Leben auf Öko-Pump.
Deutschland erlebte seinen „Erdüberlastungstag“ 2017 am 24. April – bereits vier Tage früher als im vergangenen Jahr und deutlich eher als auf globaler Ebene (ca. August). Die Konsequenzen der miserablen Öko-Bilanz gehen jetzt schon zu Lasten des globalen Südens, wo es zu extremen Hitzewellen, Dürren, Stürmen, Überschwemmungen und Landraub kommt – und mit etwas Verzögerung zu Lasten der nächsten Generationen.
Wald
Forstwirtschaft in Deutschland – seit 300 Jahren nachhaltig?
Ein Drittel der Landesfläche Deutschlands ist bewaldet. Seit dem 18. Jhdt. muss jeder entnommene Baum an gleicher oder anderer Stelle wieder aufgeforstet werden. Dennoch hat der Holzeinschlag in deutschen Wäldern seit den 90er Jahren stark zugenommen.
Sind bewirtschaftete Wälder starke CO2-Speicher?
Die CO2- Speicherkapazität der Wälder geht verloren, wenn durch den Holzeinschlag mehr CO2 freigelassen wird, als durch Neuanpflanzung und Zuwachs an Speicherkapazität geschaffen wird. Die meisten Bäume wachsen umso schneller, je älter und größer sie werden. Das heißt, dass große, alte Bäume wesentlich mehr CO2 aus der Atmosphäre aufnehmen und speichern.
Ein hohes Alter erreichen Bäume hierzulande aber nur selten. Aufgrund der intensiven Holznutzung hat die CO2-Senkenleistung der deutschen Wälder seit 1990 drastisch abgenommen. Damit Bäume im höheren Alter klimaschädliches CO2 langfristig binden können, sollten unsere Wälder deutlich älter werden dürfen.
Ist der Wald in Deutschland ausreichend geschützt?
In Deutschland ist rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten in ihrem Bestand bedroht. Eine Ursache ist auch die intensive Forstwirtschaft. Zu wenige Wälder können sich ohne menschlichen Einfluss entwickeln. In Deutschland sind nur 1,9 % des Waldes gegen jeglichen Holzeinschlag unter Schutz gestellt. Zum Vergleich: In Brasilien sind es etwa 30%. Im Rheinland wird gerade ein 12.000 Jahre alter Urwald, der Hambacher Forst, für den Braunkohletagebau gerodet.
Sand
Sand verschwindet.
Sand wird als Siliciumdioxid zu verschiedensten Produkten verarbeitet: zu Glass, Plastik, Farbe oder High-Tech. Am meisten wird Sand von der Bauindustrie benötigt. Beton wird zu 80% aus Sand hergestellt. 80% aller Gebäude, die heute weltweit gebaut werden, bestehen aus Beton. So ist Sand die zweithäufigste verbrauchte Ressource nach Wasser.
Sand wandert.
Sand aus Kiesgrubben und Flüssen war gestern. Die Vorräte sind nahezu erschöpft. Nun tragen riesige Schiffe den Sand aus den Tiefen der Meere ab. Doch Sand ist dynamisch. Wird dieser am Meeresboden abgetragen, verteilt er sich durch Strömung wieder gleichmäßig und Strände werden immer kleiner.
Für den Bau von „The Palm“ in Dubai wurde so viel Sand aus dem Meer abgetragen, dass die Sandvorräte im Persischen Golf nun erschöpft sind. Die Prognose: 75-90% der Strände weltweit schrumpfen. 2100 wird es keine Strände mehr geben.
Wüstensand eignet sich nicht für die Bauindustrie, weil er vom Wind rund geschliffen ist und die Sandkörner nicht aneinander kleben. Zum Bauen braucht man Sand mit rauen Kanten. Daher wird auch Dubai nun Sand importieren, zum Beispiel von den Küsten Australiens.
Sand illegalisiert.
Big Business ist der illegale Sandabbau – weltweit in 70 Ländern. Man fährt einfach nachts mit einem Fahrzeug an den Strand und legt los. In Indien gilt die Sandmafia als eine der mächtigsten kriminellen Organisationen des Landes. Wegen illegalem Sandabbau verschwinden nicht nur Strände, sondern auch Flüsse – ohne Sand findet das Wasser keinen Halt mehr.