Lookslike Avido stellt sich vor
5. Dezember 2019ökoRAUSCH Festival 2020 | Voting-Gewinnerinnen in der Kategorie „Studierende“
Mit User Experience Design gegen Zigarettenmüll
Nicobin wurde im Rahmen einer crossmedialen Projektarbeit von uns – Lina Knoche, Lena Pietsch und Susanne Weiskopf – unter der Leitung von Prof. Karen Nennen an der Rheinischen Fachhochschule Köln initiiert. Ausgangspunkt war das Thema Social Design. Wir wollten uns dazu mit dem Müll im Stadtbild näher beschäftigen.
Der Müll auf den Straßen kostet Köln viel Geld und Personal. Die 750 Mitarbeiter der Stadtreinigung reinigen jährlich mit 280 Fahrzeugen rund 459.700 km an Kölner Straßen und Gehwegen. Über 7 Millionen Euro fallen Jahr für Jahr in der Stadt Köln für das Säubern achtlos weggeworfenen Mülls in Parks und öffentlichen Plätzen an. „Littering“ nennen Wissenschaftler das absichtliche oder achtlose Verschmutzen der Umgebung. Das ist einer der Gründe für die zunehmende Verdreckung der Städte. Wer selbst auf frischer Tat ertappt wird, nennt dagegen eher fehlende Mülleimer als Grund. In 80 Prozent der Fälle war der nächste Abfallbehälter maximal 50 Meter entfernt. Beliebte Rechtfertigungen sind außerdem: „Es war doch nur ein bisschen Müll“ oder „Das machen doch alle!“.
Um uns selbst ein Bild von der Müll-Situation zu machen, nahmen wir an einem Cleanup in Köln teil. Über die Webseite nebenan.de erfuhren wir von einem Frühjahrsputz im Beethovenpark in Köln Sülz, organisiert vom nahegelegenen Unverpacktladen Tante Olga. Ausgestattet mit Tüten und Handschuhen machten wir uns mit etwa 20 Leuten auf den Weg in den Park. Nach 2 Stunden waren alle Tüten voll. Besonders auffällig waren dabei die zahlreichen Kronkorken und Kippen, die oft schon tief in den Boden getreten oder von Wasser aufgeweicht waren.
Unsere anschließende Recherche ergab, dass ein Zigarettenstummel, achtlos auf den Boden geworfen, bis zu 200 Liter Grundwasser verunreinigt. Da rund 80 % der Raucher, das sind über 1 Milliarde Menschen weltweit, ihre Kippen nicht fachgerecht entsorgen, hat das schwerwiegende Folgen für unsere Umwelt. 7 von 10 Rauchern wissen dabei gar nicht, dass ihr Verhalten solchen Schaden anrichtet. Da die Zigarettenstummel auf den Straßen leider schon zum Stadtbild gehören, fallen sie oft gar nicht mehr auf. Doch für die Städte bedeuten sie hohe Reinigungskosten und für die Umwelt eine unwiderrufliche Schädigung. Uns wurde erschreckend schnell klar, dass dafür eine Lösung gefunden werden muss – also stellten wir uns dieser Aufgabe im Rahmen unseres Masterprojekts.
Für erfolgreiches User Experience Design ist es entscheidend, die spätere Zielgruppe in den gesamten Entwicklungsprozess einzubeziehen. In unserem Fall waren das die Raucher, welche noch nichts über die Auswirkungen achtlos weggeworfener Zigaretten wissen. Daher beinhaltete unsere Recherchephase zahlreiche Interviews mit Rauchern, dem Ordnungsamt Köln, sowie Experten wie Mario Merella von Tobacycle n.e.V. Dieser Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verschmutzung durch Zigarettenstummel in Köln zu reduzieren und entwickelten eine Recyclingmethode dafür. Die Materialien werden aufbereitet, die Giftstoffe gebunden und mit weiteren Komponenten zu einem neuen Material verarbeitet.
Alle Entwürfe und Prototypen unseres Konzeptes evaluierten wir in regelmäßigen Abständen mit Probanden der Zielgruppe. Das Feedback und die Usability Tests lieferten uns neue Erkenntnisse, durch welche wir den Prototypen immer weiterentwickeln und letztendlich auch im CAD aufbauen konnten. Einen Einblick in unsere Arbeit liefert unser Making-Of Video. Das Ergebnis der Projektarbeit ist Nicobin, ein fiktives Start-Up. Die Idee dahinter sind sogenannte „Kautomaten“, welche in Köln platziert werden und es ermöglichen eine Kippe gegen einen Kaugummi einzutauschen. Zudem soll das Produkt durch eine Aufklärungskampagne ergänzt werden, welchen Schaden Zigarettenstummel in der Umwelt verursachen. Durch eine Zusammenarbeit mit Tobacycle n.e.V. ist es außerdem möglich die gesammelten Kippen zu 100 % wiederzuverwerten und somit einen geschlossenen Wertstoffkreislauf zu generieren.
Wir freuen uns sehr über die Gelegenheit, Nicobin beim ökoRAUSCH Festival im Sommer 2020 einem großen Publikum vorstellen zu können!
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Im Oktober 2019 hat unsere Community darüber abgestimmt, wer die ersten beiden Plätze in unserer Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst 2020 bekommen soll. Aus einem Pool von 6 Projekten – je 3 Gründer*innen und 3 Studierende konnte online abgestimmt werden. Das Projekt Nicobin hat unser Voting in der Kategorie „Studierende“ gewonnen.
Das Voting wurde unterstützt von der Stadt Köln sowie durch CREATIVE.NRW.