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Das ökoRAUSCH-Festival 2020 wird unterstützt von vielen wunderbaren Kooperationspartnern. Hier wollen wir ihnen die Möglichkeit geben, sich und ihre aktuellen Themen vorzustellen.
NachhaltICH – Was Gendergerechtigkeit mit Nachhaltigkeit zu tun hat und wie Du einen Beitrag dazu leisten kannst
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) setzen mit dem fünften Ziel klar fest: die Gleichstellung der Geschlechter soll bis 2030 erreicht werden. Doch was hat Geschlechtergerechtigkeit mit Nachhaltigkeit zu tun – und haben wir sie in Deutschland nicht schon lange erreicht? Schließlich haben Frauen und Männer hier gleiche Rechte. Am 8. März ist Internationaler Weltfrauentag – das nehmen wir heute zum Anlass, uns mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Geschlechtergerechtigkeit heißt Nachhaltigkeit
Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gelten als ganzheitlich, da sie nicht nur die ökologische Perspektive von Nachhaltigkeit berücksichtigen, sondern anerkennen, dass soziale und wirtschaftliche Aspekte genauso wichtig für ein nachhaltiges Leben und eine nachhaltige Gesellschaft sind. Außerdem wird durch die SDGs berücksichtigt, dass die einzelnen Ziele sich gegenseitig beeinflussen – die Wechselwirkungen müssen also mitgedacht werden.
Wenn es um Geschlechtergerechtigkeit weltweit geht, sprechen Zahlen eine eindeutige Sprache: es gibt viel zu tun, nicht nur in den Unterzielen von SDG 5 sondern auch in den anderen Zielen. Dies betrifft alltägliche Situationen, wie den Arbeitsmarkt oder Gesundheit: Frauen sind ungefähr 40% der Arbeiterinnen in der Landwirtschaft, aber nur ca. 14% der Landbesitzer*innen sind weiblich. Außerdem sterben jährlich ca. 300 000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder Geburt, weil die Gesundheitsversorgung nicht gut genug ist. In Krieg und Krisen sind Frauen ebenfalls besonders gefährdet: Zum Beispiel sind drei von vier Opfern von Menschenhandel weiblich.
Das ist doch kein deutsches Problem?
Doch! Fehlende Gleichberechtigung ist nicht nur ein Problem anderer Länder. In Deutschland wird davon ausgegangen, dass jede dritte Frau in ihrem Leben Gewalt erfährt – oft in einer Beziehung. Das ist eine Schätzung, denn viele Frauen erstatten keine Anzeige.
Auch die viel diskutierte ‚Gender Pay Gap‘ – die Kluft zwischen dem Gehalt von Männern und Frauen – ist ein Thema, das Deutschland betrifft. Das heißt nicht zwingend, dass Frauen in genau denselben Positionen auch schlechter bezahlt werden. Berücksichtigt werden auch Faktoren wie Teilzeitarbeit, denn Frauen arbeiten oft nicht ganztags, da sie für die Familie hauptverantwortlich sind. Sogenannte Fürsorgearbeit – die Pflege von Kindern oder Angehörigen – ist unbezahlt. Frauen haben somit weniger Einkommen als Männer und sind finanziell von ihren Partnern abhängiger als anders herum. Gleichzeitig haben sie eine doppelte Belastung durch Fürsorge und Beruf und ihre Arbeit erfährt einen anderen gesellschaftlichen Wert – sie wird weniger mit Wirtschaftlichkeit als mit Fürsorge und Emotion gleichgesetzt. Eine nachhaltigere Welt ist also auch eine Welt, die sich für gerechte Verhältnisse zwischen den Geschlechtern stark macht, denn nur, wenn wir alle die gleichen Rechte haben, können wir tatsächlich nachhaltig leben.
Geschlechtergerechtigkeit – nicht nur für Frauen
Geschlechtergerechtigkeit wird oft mit den Bedürfnissen von Frauen und Mädchen gleichgesetzt. Doch auch die Rechte von LGBTQIA+ Personen werden unter dem Überbegriff ‚Gender‘ bedacht. Da Geschlechtergerechtigkeit viel mit Rollenbildern und Stereotypen zu tun hat, kommt die Auseinandersetzung mit dem Thema auch Männern zugute, denn auch ihre gesellschaftlichen Rollen werden durch das Hinterfragen weiblicher Geschlechterrollen thematisiert.
Was kann ich tun?
Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist vor dem Gesetz in großen Teilen erreicht und ist vor allem in den vergangenen Jahrzehnten stark vorangeschritten. Zwei Beispiele: wurde eine Frau von ihrem Ehemann vergewaltigt, galt dies in Deutschland bis 1997 nicht als Vergewaltigung, sondern als Körperverletzung oder Nötigung. Bis 1958 konnten die Ehemänner arbeitender Frauen deren Verträge ohne die Zustimmung der Frauen fristlos kündigen und er hatte die alleinige Verwaltung über ihren Lohn.
Diese Gesetze gibt es nicht mehr – doch die damit verbundenen Rollenbilder sind noch nicht ganz verschwunden. Sie haben sich im Laufe der Jahre verändert, sind aber so tief in unserer Gesellschaft verankert, dass sie noch immer unser Denken und damit unser Handeln prägen. Deshalb ist es besonders bei Themen wie Geschlechtergerechtigkeit, deren Probleme nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich sind, so wichtig, darüber zu sprechen und zu hinterfragen, warum die Dinge um uns herum so passieren, wie sie es tun. Damit setzt ihr euch direkt für eine nachhaltigere Gesellschaft ein.
In der NachhaltICH-App bekommt ihr zu diesem Thema konkrete Vorschläge. Habt ihr euch mit Freund*innen oder eurer Familie beispielsweise schon einmal über Diskriminierung aufgrund des Geschlechts unterhalten? Wisst ihr, ob es in eurer Schule, Universität oder auf der Arbeit eine*n Genderbeauftragte*n gibt? Setzt sich ein Verein in eurem Ort gegen weibliche Genitalverstümmelung ein? Wie sieht ist mit dem Gender Pay Gap in eurem Unternehmen aus? Geschlechtergerechtigkeit ist ein sensibles Thema, das in den Köpfen der Menschen beginnt. Daher lohnen sich gute Gespräche darüber besonders, denn es betrifft nicht nur unsere Freundinnen, Schwestern, Mütter und Omas, sondern auch unsere Freunde, Brüder, Väter und Opas.
Worauf wartet ihr also noch? Ihr könnt die App im App Store, Google Playstore oder unter www.nachhaltich-app.de herunterladen und spannende Challenges bestreiten!