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26. Juli 2016The Green Workshop Wendland
27. Juli 2016Facts
Künstler: Gerhard Kern
Bereich: Musikmechaniker, künstlerische Projekte
Ort: Köln, Deutschland
Website: musikmechaniker.blogspot.de
Meine Projekte sind im wesentlichen zu verorten unter den Stichworten MusikObjekte, Performance, politischer Aktivismus, Community Organizing, Umweltschutz. Eine ziemliche Bandbreite wird hier also bedient in der Zusammenarbeit mit Komponisten, Musikern, Kirchenorgelbauern, Polit-Aktivisten, Bürgerinitiativen.
Die handwerklich-künstlerische Arbeit in der Entwicklung von Musikobjekten (Klangmaschinen) steht im Vordergrund (siehe dazu auch musikmechaniker.blogspot.de ) und gerät dabei immer wieder in die unterschiedlichsten Kontexte, sei es im Bereich Neue Musik und Performance oder Auseinandersetzung mit Umweltschutzthemen (Braunkohlekonflikt).
Beispielhaft für meine Arbeit steht das Projekt > a4.last.hour < als eine Variante künstlerischer Verarbeitung eines komplexen Themas. Ausgangspunkt dieser Arbeit, die sich über ca. 1 Jahr erstreckte, war die braunkohleabbaubedingte Verlegung der Autobahn A4 zwischen Köln und Aachen auf eine Länge von ca. 13 km. Über Jahre hinweg war dieser Autobahnbau begleitet von kreativen Protestaktionen, Einwendungen, Klagen durch regionale Bürgerinitiativen und engagierten Einzelpersonen, letztlich jedoch ohne Erfolg, die Autobahn wurde gebaut. Damit war auch klar, dass ein großes, seit der Eiszeit bestehendes Waldgebiet, der Hambacher Forst, nicht zu retten und dem Braunkohletagebau Hambach komplett geopfert würde.
Das somit umrissene Thema ist in seiner Vielschichtigkeit von hoher Komplexität gekennzeichnet, in das Landes- und Bundespolitik, Regionalplanung, Energiepolitik und EEG-Streit, Gewerkschaften und Parteien als machtvolle Akteure ihre Interessen einbringen.
a4.last.hour – letzte Stunde der A4 – bündelt durch den Fokus dieser einen Stunde am 29.9.2014 die komplizierte Gemengelage und verschafft ihr Ausdruck durch das Mittel der Performance, der Videokunst und experimentellen Musik. Das Ergebnis dieser Arbeit wurde öffentlich präsentiert bei einem Salonabend auf Schloß Türnich am 30.1.2015
So wichtig wie die Präsentation war der Entstehungsprozess. In der Konzeptphase waren die technischen und organisatorischen Voraussetzungen zu klären, die nötig sein würden für eine Datenaufzeichnung der letzten Stunde des Verkehrs auf dem alten Autobahnstück vor dessen Schließung. Immerhin war es nötig, 40 Meter Autobahn mit Lichtschranken und entsprechender Verkabelung zu versehen, dies im noch laufenden Verkehr und dies ging nicht ohne die Unterstützung der für den Autobahnbau und -betrieb Verantwortlichen. Gern ließen sie sich in dieses Kunstprojekt einbinden.
So entstand also in der letzten Stunde der A4 ein „Daten-Fußabdruck“ aller Fahrzeuge, die die installierte Lichtschrankenstrecke passierten. Diese Aufzeichnung diente in einer weiteren Phase des Prozesses als Rohmaterial für eine musikalische Verarbeitung für die Klangmaschinen Carillon1+2, Physharmonika, Drehorgel und Heulschlauchrotoren.
Ebenfalls zur >last hour< entstanden Videosequenzen zu den drei thematischen Aspekten > Verkehr – zerbrochene Visionen – verlorene Natur.
Als weitere Dimension neben der Musik und den bewegten Bildern entstanden Szenen für eine Maskenperformance.
An dem Projekt waren beteiligt
Martin Bergande, Komposition
Antje Poser, Maskenperformance
Sebastian Jochum, Videokunst
Andreas Davepon, technische Assistenz
Gerhard Kern, Konzeption + Leitung
Klangmaschinen aus der Werkstatt Gerhard Kern
weitere Unterstützung erfuhr das Projekt durch
Straßen.NRW, Autobahnmeisterei Düren, Stadt Kerpen, Initiative Buirer für Buir