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11. September 2020Zement – der Klimakiller
1. März 2021Sind nachwachsende Rohstoffe ressourcenschonend?
Plastikfrei, aber flächenhungrig
Natürliche, nachwachsende Rohstoffe wie Holz, Textilfasern oder aus Pflanzen hergestellte Biokunststoffe scheinen auf den ersten Blick die Antwort auf drängende Umweltprobleme zu sein: Sie hinterlassen keine Abfälle in der Natur, und sie gelten als klimaneutral.
Nachwachsend heißt nicht unendlich
Doch nachwachsende Rohstoffe verbrauchen zwei endliche Ressourcen: Boden und Wasser. Fläche steht nicht unbegrenzt zur Verfügung. Bereits jetzt steht der Anbau von Nahrungsmitteln in Konkurrenz zu Energiepflanzen und anderen Cash Crops. Die Erschließung weiterer landwirtschaftlicher Flächen für nachwachsende Rohstoffe, z.B. Mais zur Produktion von Biokunststoff, zerstört natürliche Lebensräume wie Wälder oder raubt Land zur Nahrungsmittelproduktion von Kleinbauern*bäuerinnen. Der massive Einsatz von Pestiziden und Gentechnik zerstört die Bodenqualität. Starke Bewässerung schädigt den natürlichen Wasserhaushalt.
reduce – reuse – recycle
Unsere gegenwärtigen Konsummengen würden sich nicht allein durch natürliche Rohstoffe decken lassen, ohne durch den Flächenverbrauch andere ökologische und soziale Schäden hervorzurufen. Der Bergbau zur Gewinnung mineralischer und fossiler Rohstoffe zerstört ebenfalls riesige Gebiete. Im Vordergrund für ökologische Lösungen stehen daher die Reduktion unseres Konsums, die Langlebigkeit und Mehrfachnutzug von Produkten sowie die Wiederverwertung. Die ökologischsten Materialien sind die recycelten – ob Plastik, Glas, Baumwolle oder Papier.
Biobasierte Kunststoffe
Aus nachwachsenden Rohstoffen
Zur Herstellung von sogenannten biobasierten Kunststoffen aus nachwachsenden Rohstoffen wird in den USA & Europa vor allem Mais verwendet, in Asien und Lateinamerika Zuckerrohr, des Weiteren Kartoffeln, Weizen oder Tapioka.
Aber nicht ökologisch
Biobasierte Kunststoffe weisen gegenüber konventionellen Kunststoffen generell keine Umweltvorteile auf. Sie müssen nicht biologisch abbaubar sein, können anteilig mit fossilem Plastik gemischt sein und sogar umwelt- und gesundheitsschädliche Zusätze enthalten.
Ihre Herstellung ist sehr ressourcen- und energieintensiv. Der Anbau der Pflanzen beansprucht riesige Flächen, verdrängt Naturräume, vermindert die Bodenqualität und führt zum Verlust von Biodiversität. Auch die Weiterverarbeitung der Rohstoffe verlangt einen hohen Energieeinsatz.
Zugleich stehen Biokunststoffe in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln, und verdrängen Kleinbauern*bäuerinnen.
Kompostierbare Kunststoffe
Kein Biomüll
Verbände der Entsorgungswirtschaft sowie das Umweltbundesamt lehnen biologisch abbaubare Kunststoffe als ökologisch nicht sinnvoll ab. Sie gehören weder in die Biotonne noch in den Hauskompost. Zur Zersetzung brauchen die Kunststoffe eine bestimmte Gärtemperatur. Im Hauskompost ist es dazu nicht warm genug. In Kompostierungsanlagen zersetzen sich die Kunststoffe im vorgesehen Zeitraum nicht vollständig, so dass Restpartikel des Plastiks verbleiben, die die Qualität des Komposts mindern. Zudem enthält die nach der Zersetzung der Kunststoffe entstandene Substanz keine Nährstoffe und ist daher zur Düngung wertlos.
Nicht recyclebar
Biologisch abbaubare Kunststoffe werden sowohl aus fossilen als auch aus pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Meistens sind sie nicht recyclebar. Landen sie versehentlich im Recycling-Kreislauf, können sie dort die Qualität des Recycling-Rohmaterials schmälern, Prozesse behindern oder Maschinen verstopfen. Also gehören sie in den Restmüll.
Kaskadennutzung
Die Nutzung von biobasierten Kunststoffen sollte dem Kaskaden-Prinzip folgen:
Zuerst: Einsatz in langlebigen und reparierbaren Produkten
Dann: Recycling nach dem Produktlebensende
Zuletzt: Energetische Verwertung = Verbrennung
Covid-19 und die Fledermaus
Pandemie mit Vorwarnung
Der Ausbruch von Covid-19 kam für Wissenschaftler*innen nicht überraschend. Schon lange befürchteten sie den Ausbruch einer Pandemie, die durch Viren aus dem Tierreich ausgelöst werden könnte. Denn Umweltzerstörung und Klimawandel tragen zu einer Ausbreitung von Infektionskrankheiten bei.
Was sind Zoonosen?
Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Tieren auf Menschen übertragen werden. Dazu gehört nicht nur COVID-19, sondern auch Pest, Ebola, AIDS und Tollwut – fast 60 % aller ansteckenden Krankheiten. Erreger können Bakterien, Viren oder Pilze sein. Die Übertragung geschieht meist über Zwischenwirte. Besonders Tiere mit einem starken Immunsystem wie Fledermäuse oder Nagetiere überleben die neuen Infektionen und geben diese so weiter. Dabei können die Viren mutieren, so dass sie schließlich auf die Wirtszellen des Menschen passen.
Wie treffen sie auf Menschen?
Menschen breiten ihre Lebens- und Wirkensräume immer weiter in Naturräume aus – auf der Suche nach Platz zum Wohnen, nach Boden für Landwirtschaft, oder zum Abbau von Rohstoffen. Oft wird die Natur und damit der Lebensraum von Tieren zerstört. So rücken die Lebensräume von verschiedenen Tierarten und von Menschen aufeinander zu. Sie stoßen in neuen Konstellationen auf einander und begegnen sich häufiger.
So trifft der Mensch auf Krankheitserreger, die für sein Immunsystem neu sind: Er kommt mit den Sekreten der Tiere in Berührung, z. B. durch mit Speichel verunreinigtes Essen – oder Wildtiere landen auf dem Speiseplan.
Und nachwachsende Rohstoffe?
Der Anbau von nachhwachsenden Rohstoffen trägt mit seinem hohen Flächenbedarf dazu bei, dass die Lebensräume von Mensch und Tier immer näher aufeinander zurücken. Wenn wir weiter hemmungslos Naturräume zerstören, fördern wir das Entstehen weiterer Pandemien. Intakte Natur mit hoher Biodiversität schützt vor der Ausbreitung von Krankheiten.
Fotos: Bozica Babic und Astrid Piethan
Quellen und Links:
* ECODESIGN to go, Heft 3, Ökologische Materialien, Susanne Volz, ecocircle concept
* www.umweltbundesamt.de/biobasierte-biologisch-abbaubare-kunststoffe#haufig-gestellte-fragen-faq
* www.kompost.de
* www.br.de/nachrichten/wissen/coronavirus-woher-kommen-zoonosen,RvfTm1f
* www.wwf.de/aktuell/corona-notspende/corona-virus-wie-uns-artenschutz-vor-krankheiten-schuetzen-kann/
* www.wwf.de/2020/april/natur-als-bollwerk-gegen-pandemien
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