Ministerium für Glück & Wohlbefinden
15. August 2016Weltbaustellen
2. November 2016Deutsch-Philippinischer Designaustausch
In den vergangenen fünf Jahren hat die AFOS-Stiftung für Unternehmerische Entwicklungszusammenarbeit mehrere Arbeitsaufenthalte deutscher GestalterInnen in den Philippinen ermöglicht. Finanziert und organisiert wurden diese im Rahmen des ASA-Programms und der Förderprogramme des Deutschen Akademischen Austauschdienstes.
In drei- bis viermonatigen Projektaufenthalten haben die deutschen Studenten und Absolventen gemeinsam mit den philippinischen Handwerkskooperativen, Designern und der AFOS-Stiftung an neuen Produktdesigns und Ausstellungsinhalten der Wanderausstellung „CRAFT ACT“ arbeiten können.
Dank des ASA-Stipendiums und der AFOS-Stiftung habe ich ebenfalls ein dreimonatiges Projektpraktikum im Bereich Produktentwicklung und Design in den Philippinen im Jahr 2011 absolviert. In dieser Zeit war ich als Studentin am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der HS Düsseldorf im Master „Kultur, Ästhetik, Medien“ eingeschrieben und stand kurz vor meiner Abschlussarbeit. Da mich die Zusammenarbeit mit den philippinischen KunsthandwerkerInnen und DesignerInnen nachhaltig beeindruckte und ich erstmals mein vorheriges Designstudium mit entwicklungspolitischen Themen vereinen konnte, lag die Idee nahe, meine Abschlussarbeit ebenfalls in den Philippinen in einem weiteren Arbeits- und Forschungsaufenthalt anzufertigen.
Unter dem Titel „Sozial – Raum – Gestaltung. Über die Rekonstruktion handgefertigter Produkte
am Beispiel zweier Organisationen der Visayas“ habe ich mich mit der Frage beschäftigt, wie sich – unter Berücksichtigung der Möglichkeiten vor Ort – die künstlerischen und handwerklichen Fähigkeiten der einzelnen Personen weiterentwickeln lassen.
In dieser Zeit haben wir erstmals Workshopformate mit den Kunsthandwerkerinnen und Handwerken gemeinsam entwickelt, die wir in den darauf folgenden drei Jahren, in denen ich als Honorarkraft für die AFOS-Stiftung tätig war, fortgeführt haben. Das Partnernetzwerk erweiterte sich stetig und vereinte mehrere Handwerkskooperativen und philippinische Designunternehmen. Gemeinsam präsentieren sie sich seither unter dem Namen HOLICOW – Holistic Coalition of the Willing
Die KunsthandwerkerInnen, mit denen ich vorrangig zusammengearbeitet habe, gehören zum ärmsten Teil der Bevölkerung der Philippinen, wenngleich die Lebens- und Arbeitssituationen und Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Personen sich unterschiedlich darstellen. Sie sind Kleinst- bzw. Individualunternehmer im handwerklichen Bereich und formieren sich zugleich innerhalb der Kooperativen. Der Zusammenschluss bietet den Mitgliedern den Zugang zu Weiterbildungsmaßnahmen in unterschiedlichen Bereichen, Kleinkrediten und weiteren Verkaufsmöglichkeiten. Gearbeitet wird mit diversen Materialien. Aus verschiedenen Gräsern, Hölzern und recycelten Papieren, Plastiktüten und Reissäcken entstehen beispielsweise Taschen, Körbe, Hüte und Schmuck.
In den bereits genannten Workshops und Austauschprogrammen haben wir neue Materialien, Farbkompositionen und Verarbeitungstechniken getestet und die vorhandene Produktpalette verbessert und weiterentwickelt. Hinzu kamen finanzielle Unterstützungsmaßnahmen für notwendige Maschinen, Werkzeuge und Materialien.
Der kreative und aktive Austausch wurde durch unterschiedliche Sichtweisen, Ideen, Lebens- und Arbeitsrealitäten belebt, sodass die Zusammenarbeit für alle Beteiligten eine Bereicherung darstellten.
Was vereint, sind die Wertschätzung gegenüber und das Interesse an handgefertigten Produkten und traditionellen Handwerkstechniken. Und dennoch ist die Situation der involvierten Personen so komplex und schwierig, dass positive Entwicklungen viel Zeit und intensive Bemühungen erfordern. Bevor überhaupt von einer nachhaltigen Produktion unter wirtschaftlich fairen und sozial-ökologisch ausgewogenen Bedingungen gesprochen werden kann, müssen vor allem existenzielle Grundbedürfnisse gesichert sein.
Als Projektmitarbeiterin der AFOS-Stiftung kam ich an dieser Stelle oft an meine Grenzen, da – trotz des großen Potentials, dem Willen und Engagement der TeilnehmerInnen – sich ihre Lebenssituationen nicht merklich verändert haben.
Ich habe die Zusammenarbeit nach der Organisation und Durchführung der Wanderausstellung „CRAFT ACT. Philippinische Manufaktur im Wandel“ im Jahre 2015 beendet, obwohl ich mit großer Begeisterung für die AFOS-Stiftung in den Philippinen und in Deutschland gearbeitet habe.
Wertvolle Erfahrungen, tolle Erlebnisse und der Kontakt zu einigen Personen vor Ort bleiben.